2024
Und während vor dem Theater Sandsäcke stehen, angesichts der kommenden Überschwemmung, spielen wir weiter, immer weiter. Geht auch nicht anders. Dafür werden wir gebucht.
Und wir haben hier auch ein Anliegen. Eine Message, die ebenso dringend ist. Glaube ich zumindest. Hoffe ich zu glauben.
Und doch, als ich zu diesen Sandsäcken blicke, frage ich mich, ob wir heute alle miteinander nicht einfach was anderes spielen sollten. Das Verlangen nach unüberlegten Heldentaten verschwimmt aber langsam im nach nassem Holz riechenden Dampf. Seit einer Woche dampfe ich. Die Nerven sind nackt. Ich hülle mich in die Kapuze ein.
Dann blicke ich zurück auf das Theaterhaus. Es steht fast leer. Ich glaube, dass uns Menschen grundsätzlich ein Platz zum realen, zwischenmenschlichen Austausch fehlt. So eine Agora, so ein Marktplatz, sowas haben wir nicht mehr. Jetzt ist das alles digital, wo wir uns hinter den Avataren verstecken können, um unsere Meinung kundzutun. Doch die wenigsten Digitalanecker hätten die Eier, auch nur ein Zehntel davon in der Öffentlichkeit zu sagen. Deswegen spalten sich unsere Lager immer weiter. Der Konsens wird schwerer, wenn dir ein Avatar entgegenbrüllt. Und die Empathie zum Andersdenkenden regt sich oft erst, wenn wir uns wirklich real begegnen.